Interviews

Je einfacher desto besser

CyanoGuard gibt Einblick in die Gründungsidee

Die CyanoGuard AG wurde 2016 als Spin-off der Universität Zürich von Benedikt Kirchgässler gegründet. Das Unternehmen hat einen Schnelltest zum Nachweis für Cyanide in der Umwelt oder in Lebensmitteln entwickelt. Im Interview berichten Benedikt Kirchgässler und Mathias Cherbuin, wie aus ihrer Idee ein erfolgreiches Unternehmen entsteht.

Mit welcher Vision haben Sie das Unternehmen gegründet?
Benedikt Kirchgässler:  Hauptaufgabe der Wissenschaft ist es, der Gesellschaft zu helfen. Und das ist auch das Ziel unserer Firma. Mit unserem Schnelltest für Zyanid soll jeder die Möglichkeit haben herauszufinden, ob sein Wasser oder seine Lebensmittel sicher sind oder ob sich ein Unternehmen an die Umweltauflagen hält.
Mathias Cherbuin:  Ich kann dem nur zustimmen. Ich bin als CTO zu CyanoGuard gestossen, um etwas Sinnvolles zu schaffen, wovon möglichst viele Menschen profitieren.

Wieso haben Sie sich für ein Start-up entschieden anstatt eine Stelle in einem grossen Unternehmen anzunehmen?

Cherbuin:  Baut man etwas Eigenes auf, steht man selbst viel mehr dahinter und kann viel mehr Dinge selbst beeinflussen.
Kirchgässler:  Stimmt, der Gestaltungsspielraum ist grösser. Ich habe nach meinem BWL-Studium zunächst in einer Bank gearbeitet und erst später nach dem Bachelor in Chemie CyanoGuard gegründet. Mir ist es wichtiger, Dinge zu verändern, als mir grosse Anschaffungen leisten zu können.

Das klingt idealistisch. Aber ein Start-up bedeutet auch, Strukturen zu schaffen. Was ist am leichtesten bzw. schwersten?
Kirchgässler:  Das Schwierigste ist es, ein gutes Team aufzubauen und die Kommunikation im Team sicherzustellen. Ansonsten ist es nicht schlimm, wenn man nicht alles weiss. Es ist nur wichtig zu wissen, wie man Wissen beschafft.
Cherbuin:  Heutzutage lässt sich vieles im Internet nachschauen. Zudem tauschen wir uns regelmässig mit unseren Coaches aus, darunter dem Marketingexperten Bruno Hofer aus dem grow-Netzwerk, die uns zahlreiche Tipps gegeben haben.
Odoo • Text und Bild
Mathias Cherbuin und Benedikt Kirchgässler bei einer OECD-Konferenz zum Thema Minen in Paris

Eine junge Firma auf dem Markt zu positionieren, ist nicht einfach. Wie kann es gelingen?
Kirchgässler:
 Bruno Hofer hat uns geraten, noch mehr darauf zu achten, warum die Kunden unsere Lösung brauchen. Unser Schnelltest soll ja ihren Bedarf decken. Wir haben anfangs zu komplex und wissenschaftlich argumentiert. Inzwischen haben wir unsere Botschaft viel mehr vereinfacht und hören noch stärker auf die Bedürfnisse unserer Kunden. 
Cherbuin:  Wir mussten lernen, die Aussensicht auf unser Produkt einzunehmen. Dadurch haben wir erst gemerkt, wie kompliziert unser Schnelltest für Menschen ohne technisches Vorwissen ist. Wir haben unser Produkt daher noch bedienerfreundlicher gestaltet und uns bei der Anleitung an Ikea und deren visueller Darstellung orientiert. Je einfach desto besser.

Welchen Tipp geben Sie anderen, die ein Start-up gründen möchten?
Kirchgässler:  Einfach rauszugehen und es sich zu trauen. Und sobald das Produkt steht, möglichst früh zu den Kunden zu gehen und ihren Wünschen zuzuhören, anstatt noch länger an der Entwicklung zu feilen.
(22.05.2018)